Wenn man die Aufgabe bekommt, ein Haus komplett auszuräumen, dann betrachtet man seinen Besitz plötzlich mit anderen Augen! Zumindest bei uns hat sich in 25 Jahren viel angesammelt. Wenn man das Ganze auch noch möglichst nachhaltig bewerkstelligen möchte, dann benötigt man zuerst einen Plan im Kopf. An diesem unserem Prozess möchte ich euch heute teilhaben lassen:

Schritt 1: Alles Ausgeliehene, Versprochene oder das Eigentum unserer Kinder zurückgeben. Beispiel: Fotografien. Da hatten sich überall im Haus Briefumschläge, Kuverts und Mappen versteckt. Als der Bilderstapel in ungeahnte Höhen wuchs wurde mir klar, dass ich es niemals schaffen würde, für jedes Kind ein Album zu gestalten => Lösung: Man besorgt 5 Fotoalben, Stifte, Aufkleber und Klebeflaschen und veranstaltet ein Album-Erinnerungswochenende, bei dem jede/r sein eigenes Album am gemeinsamen Tisch gestaltet. Das war sehr kommunikativ und schön!

Schritt 2: Besondere Dinge (an denen man hängt und die man hinterher wieder möchte, die aber zum Einlagern zu schade sind!) an besondere Leute verleihen, die diese dann zum Segen für sich und andere gebrauchen. Beispiel: Annegrets Bilder, Autoanhänger, biblische Erzählfiguren, Lobpreis-CDs, unsere E-Bikes

Schritt 3: Umweltfreundlich und nachhaltig loslassen: Die entscheidende Frage dazu lautet: Was benötigt man hinterher nicht mehr, obwohl es noch gut ist und sich jemand anderes darüber freut. Das dauert am längsten und je früher man damit anfängt, desto weniger Gutes muss man wegwerfen! Wichtig ist, dass alles sauber und gut erhalten ist! Gute Tipps dafür: – Fielmann nimmt zu klein gewordene Brillen zurück und gibt diese in Eine-Welt-Länder weiter. – Das Gustav-Adolf-Werk holt gebrauchte Fahrräder (auch Fahrradhelme, Regenkleidung und Werkzeug) ab, repariert diese und bringt sie als Transportmittel in die Ukraine. – In Secondhand-Läden oder dem etwas anderen Kaufhaus oder bei der Flüchtlingshilfe kann man saubere Kleidung, Küchenzubehör, schöngebliebene Schuhe und Taschen abgeben und der Erlös kommt einem guten Zweck zugute. – In Städten erfreut eine Zu-Verschenken-Kiste vorbeigehende Passanten. – Im Internet gibt es örtliche Schenkbörsen, in die man seine Möbel für Selbstabholer einstellen kann. – Ländliche Büchereien oder Büchertauschschränke freuen sich über aktuelle Bücher. – Schreibwaren, Papier und Farben nehmen Gemeinden, Kindergärten und Schulen gerne an.

Wir haben zudem im Vorfeld alte Holzmöbel zersägt und daraus Lagerregale, Vogelhäuschen und Fledermauskästen hergestellt, in unserem Freundeskreis Haushaltsgeräte angeboten und an unserem Abschlussfestle einen Zu-Verschenken-Raum eingerichtet.

Schritt 4: Gesammelte Unterlagen und Erinnerungsdokumente können eingescannt und digital abgespeichert, sortiert und aufbewahrt werden. Dadurch können viele Staubfänger, wie Ordner, alte Rechnungen, eigene Papiernotizen …, entsorgt werden.

Schritt 5: Restposten sauber trennen und zum Recyceln abgeben! Beispiel: Die Jugendfeuerwehr sammelt Altpapier. Leere Gläser können an Marmeladenköchinnen verschenkt werden, ordentliche Altkleider verkauft das Rote Kreuz, alte Elektrogeräte können kostenfrei abgegeben werden, Batterien zu extra Sammelstellen bringen …

Schritt 6: Am Ende muss dann noch der „Restmüll“ getrennt entsorgt werden. Das sind oft Dinge, die man schon längst durch neue ersetzt hat, sich dann aber vom Alten nicht trennen kann und es im Alltag halt noch weiter benutzt oder es hinten im Schrank aufbewahrt, weil man es vielleicht nochmals brauchen könnte (alte Decken, angeschlagene Tassen, löchrige T-Shirts – ich hatte mindestens 8 davon als Arbeitskleidung, obwohl doch 2-3 langen würden!, …). Hier wäre es gut, Abschied nehmen zu können, denn das gibt neuen Freiraum und nimmt Ballast weg, der Wohnraum belegt! Falls man es aber schwer mit dem Trennen hat, räumt man das letzte Bisschen in 1-2 Kartons und lagert diese im Keller ein. Wenn man dann in den nächsten 2 Jahren nichts vermisst, sind die Dinge nicht wichtig und alles kann getrost entsorgt werden. Bei unseren 200 qm + Aufbewahrungsecken in der Scheune und ehemals 7 Personen waren es letztendlich noch 3 Autoanhänger mit aufgewetzten Schreibtischstühlen, kaputten Plastikutensilien, minderwertigen Sperrholzmöbeln und zerbrochenen Glasteilen (- vielleicht hätten wir unser Sofa auch noch verschenkt bekommen, aber dafür hat die Zeit am Ende leider nicht mehr gereicht – schade!).

Natürlich war es ultraviel Arbeit, aber jetzt sind wir frei und wenn wir zurückkommen, dann wurde alles einmal durchgelüftet und wir besitzen keine Altlasten mehr – na ja, außer ein paar undefinierbaren Schlüsseln, etlichen erinnerungsschweren Liebesbriefen, mehreren Saxophonen … ?!

Von Pykant