
Durch die Trockenheit der letzten Jahre in Bolivien wurde die Wasserversorgung im Hochland zunehmend schwieriger. Beispiele dafür: Der früher 1340 Quadratkilometer große Poopó-See trocknet inzwischen öfter aus und hinterlässt dann eine Salzlandschaft, bis es wieder regnet. Wegen Wasserknappheit haben in Cochabamba fast alle Häuser einen Wassertank auf dem Dach, um für trockene Zeiten zwischenzuspeichern. Vor zwei Wochen hatte es im Süden der Stadt kein Wasser mehr und auch keinen Sprit, um mit Tankwagen etwas dorthin zu bringen.
Außerdem ist auch der Regenwald im Tiefland Boliviens trockener geworden. Laut den Angaben des Nationalen Instituts für Agrarreform (Inra) sind im Jahr 2024 etwa 6 Millionen Hektar Wald von Bränden zerstört worden! Im September 2024 rief die bolivianische Regierung deshalb für mehrere Wochen den nationalen Notstand aus. Die Rauchentwicklung im Department Santa Cruz war so schlimm, dass die Schulkinder nicht mehr in die Schule gehen konnten wegen der Gefahr einer Rauchvergiftung auf dem Schulweg! Die Berufsfeuerwehr war angesichts der vielen Brandherde machtlos – da auch viele Regenwaldregionen schwer mit Löschfahrzeugen zu erreichen sind, und wenn es freiwillige Feuerwehr vor Ort gab, war diese oft lückenhaft ausgerüstet und hat personell schwer gelitten.
Dazu kommt noch, dass, um Rindfleisch für den Weltmarkt zu produzieren, zusätzlich jährlich viele Quadratkilometer Urwald durch Rodung und Abholzung zerstört werden. Und was kaputt ist, wird nicht mehr geschützt und kann sich auch nicht mehr regenerieren! Deshalb ändert sich in Bolivien das Klima noch schneller: Die Feuchtigkeit wird nichtmehr von den Bäumen gespeichert, der Boden laugt aus, ganze Landstriche werden zur Steppe – aber mit Rindfleisch kann man Geld verdienen!
So werden die Schätze des Landes immer weniger, ohne dass bisher dauerhafte Einnahmen gesichert werden konnten, wie z.B. durch den Aufbau eines gesunden Öko-Tourismus.
Zu den Ressourcenthemen kommen noch politische Differenzen und anstehende Wahlen, die durch Blockaden und Demonstrationen beeinflusst werden sollen. Aufgrund solcher Aktionen waren im Oktober und November wochenlang wichtige Versorgungsstraßen in Bolivien nicht mehr befahrbar. Dadurch konnte kein Diesel in die Tankstellen vieler Gebiete gelangen. Vor einem Monat mussten LKW-Fahrer bis zu drei Tage und Nächte vor einer Tankstelle warten und im Wagen übernachten, um ihr Transportmittel wieder auftanken und gebrauchen zu können – was sie auch geduldig gemacht haben! Und bis heute gibt es lange Lastwagenschlangen an den Diesel-Tankstellen in Cochabamba.
Als Folge dessen konnten viele Güter, wie Lebensmittel, Tiere und Futter nicht mehr transportiert werden. In Cochabamba gab es deshalb alltägliche vom Land importierte Lebensmittel, wie Avocados nicht mehr oder nur sehr teuer, dafür mussten Bauern Blumen, die nicht ins Umland exportiert werden konnten, zu Schleuderpreisen hier verkauft werden. Das hat natürlich besonders die arme Bevölkerung betroffen (CEPAL: Armutsrate 2023 in Bolivien: 29 %)! Bananen vergammelten auf den blockierten Transportwegen, Tierfutter konnte nicht geliefert werden, sodass z.B. Hähnchen an Hunger starben und im Tiefland standen die Traktoren still und die Ernte konnten nicht zeitgerecht eingebracht werden. Noch sind die Folgen der Blockaden lebensmittelbezogen nicht absehbar.
Nächstes Jahr, also 2025, sind Wahlen – eine Chance für das Land, die aber momentan zu Spannungen und verschärften Problemen führt.
=> In Bolivien ist die Lage an vielen Ecken und Enden brenzlig!
