Regen, Ströme und hohe Luftfeuchtigkeit

Die Feuchtezeit in Bolivien geht von November bis März/April und gilt als „Sommer“. Wie das Wetter dann wirklich aussieht, hängt vom Jahr, der geografischen Lage und der Höhe des Aufenthaltsortes ab. In den zwei Jahren 2023 und 24 fiel extrem wenig Niederschlag, was in der Trockenzeit zu verheerenden Waldbränden geführt hat. 2024/25 aber wurden die Wasserspeicher wieder aufgefüllt!

Im Hochland, dem Altiplano regnet es etwas mehr – fertig.

In Cochabamba (2500 m Höhe) hat es im Durchschnitt dreimal pro Woche für 3-4 Stunden geregnet und die Luft erfrischt und gereinigt. Bei einer Temperatur von 25 Grad war das sehr angenehm und die vielfältigen Parks und Bäume haben es mit bezaubernden Blüten gedankt. Ab November gab es knackig frisches Gemüse und Obst, sowie herrliche Blumen. Kniffelig wurde es nur, wenn es eine Woche durchgeregnet hat. Da in Bolivien Städte über kein gutes Abwassersystem verfügen und teils große Mengen Wasser in kürzester Zeit vom Himmel – und in Cochabamba von den umliegenden Bergen – kommen, wurden wir Zeugen von überlaufenden Bächen, die ganze Straßenzüge fluteten und Kanalisationsöffnungen, aus denen Fontänen sprudelten. Viele Straßen waren nicht passierbar, die dort parkenden Autos standen hüfttief im Wasser. Die Cochabambinos ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Sie benutzen einfach höher gelegene Straßen, Plastikponchos oder wateten in Flip-Flops durchs knietiefe Wasser. Vollgelaufene Zimmer oder Häuser sind keine Seltenheit – aber das trocknet ja wieder. Wenn es ganz schlimm ist, wird die Feuerwehr gerufen. Diese kommt mit einem großen Wagen, lädt zwei Feuerwehrleute mit einer Pumpe ab und fährt dann zum nächsten Überschwemmungsherd. Die Einsatzkräfte pumpen den betroffenen Ort aus und werden dann weitergefahren.

Schlimmer trifft es die Bergstraßenstraßen und das Amazonas-Tiefland in Beni. Straßen werden überflutet oder unter Schlamm und Geröll begraben. Das Wasser schwemmt Autos von der Fahrbahn, LKWs mit lebenswichtigen Gütern bleiben stecken, da viele Straßen lediglich aus Lehm bestehen. Dieses Jahr regnete es dort wochenlang am Stück. Dörfer wurden verschüttet und Brücken weggespült. Menschen machen sich dann auf, um in kleinen Motorbooten die über Nacht reißend gewordenen Flüsse zu überqueren, es kam zu Versorgungsengpässen und Hilfe konnte nicht in betroffene Gebiete gelangen. Am besten, man bleibt bei einem solchen Wetter im – hoffentlich sicheren – Zuhause und vermeidet Reisen!

Im Umland von Santa Cruz ist alles verhältnismäßig harmlos. Die rote Erde verwandelt sich mit jeder Regenwoche mehr in Matsch, die Bäche schwellen zu Flüssen an. Von Anhöhen stürzen Wasserfälle in die Täler. Das Wasser bewegt Sand- und Lehmmassen und nach einer längeren Regenzeit erkennt man womöglich das eigene Grundstück nicht mehr wieder, weil Seen, Sandbänke und neue Hügel entstanden sind. Dafür ist alles saftig grün und Pflanzen bilden große Früchte und Beeren aus. Wenn es stark regnet, fällt die Schule aus und die Bolivianer bleiben zuhause – man kann sowieso nicht im Freien arbeiten. Allerdings kann es sein, dass man mehrere Tage kein Brauchwasser mehr pumpen kann, weil sich dies durch den ausgespülten Schlamm zur braunen Brühe verwandelt hat – deshalb bevorratet man sich dafür in Wassertanks.

Etwas lästig ist die hohe Luftfeuchtigkeit im Tiefland (Umland Santa Cruz in der Regenzeit 79 % relative Luftfeuchtigkeit): Wenn es bei 30 Grad regnet, verdampft alles sofort mit dem Ergebnis, dass man im Freien nass und verschwitzt ist, ohne viel zu arbeiten. Im Haus muss man eine gute Lüftungs- und Lagerungsstrategie entwickeln, ansonsten beginnt vieles zu schimmeln: Lebensmittel, Lederwaren, Textilien, Wände … Wasserdicht geschlossene Boxen können Abhilfe schaffen, auch eine Klimaanlage, wenn vorhanden, kann trocknen. Selbst Wäsche waschen muss gut geplant werden, damit sie nicht tagelang feucht auf der Leine hängt – ein Wind kann dabei ungemein helfen!

Auch begegnet man manchen „netten“ Tieren bei diesen Voraussetzungen verstärkt, z.B. Moskitos, die sich in Scharen vermehren oder Schlangen, die gezwungen sind, ihre überfluteten Höhlen zu verlassen.

So haben wir unsere erste schweißnasse Regenzeit in Bolivien überlebt! 

 

Von wolf