Bolivien hat uns schon in Spanien eingeholt: Viele Bolivianer arbeiten dort, um ihren Lohn und Geschenke an die Familie nach Bolivien bringen zu können! Dementsprechend voll mit Menschen und Handgepäck war das Flugzeug. Wir konnten dank der Zeitverschiebung ganze 6 Stunden länger schlafen. Beim Aussteigen in Santa Cruz empfing uns Bolivien mit Hitze. Es hatte die Wochen zuvor in der Region so sehr gebrannt, dass die Regierung den nationalen Notstand ausrufen musste und zusätzlich fehlte der Regen! Nachdem alle Formalitäten am Flughafen erledigt waren, bekamen wir tatkräftige einheimische Unterstützung: Wozu wir in Deutschland 2 Kofferwägen und 4 Personen gebraucht haben, das wurde dort auf einen kleineren Kofferwagen und uns zwei Hilfsarbeiter verteilt!
Bolivien hat uns sofort fasziniert und erobert! Die Einheimischen sind sehr höflich und hilfsbereit und man begegnet dort einer wunderbaren Vielfalt von Menschen. Das liegt daran, dass Bolivien ein plurinationaler Staat ist. Das bedeutet, dass Personen ganz unterschiedlicher Herkunft dort zuhause sind: Es gibt zum einen völlig unterschiedliche indigene Gesellschaften mit 32 verschiedenen staatlich anerkannten Sprachen mit so faszinierenden Namen wie Ayoreos, Chimanes, Chicitanos, Ese-Ejas, Siriones, Yaminawas oder die großen und sehr bekannten Gruppen der Quechua, der Aymaras und der Guarani. Zum anderen stammen andere von den früheren spanischen Besatzern oder eingeschifften Sklaven ab. Die Menschen sind durchschnittlich kleiner – Annegret mit 1,60 m ist schon eine etwas größere Frau dort. Fast alle haben wunderschöne glänzend schwarze Haare, die viele Frauen in aufwendigen langen Flechtfrisuren tragen. Die meisten sind mit fröhlich bunten Röcken gekleidet und oft werden Kinder oder Waren in kunstvoll gewebten Tüchern auf dem Rücken getragen. Die Familie ist hier noch unglaublich wichtig, genauso wie die Tugenden Geduld und Rücksicht. So musste am Flughafen niemand lange warten, die meisten wurden herzlich von ihren Verwandten begrüßt. Auch wir wurden vom Ehepaar Jost abgeholt. Wie waren wir froh! Ein Frühstück, eine Dusche, eine bolivianische Telefonkarte – alles, was ein Mensch sich wünschen kann -sie haben uns rundum sehr gut versorgt! Und danach ging es mit dem Pickup weiter in Richtung Chochis, dem Gelände, das für die nächsten Jahre unser Zuhause sein wird …
