Cochabamba ist ziemlich weitläufig mit seinen unterschiedlichen Stadtvierteln und verfügt über ein interessantes Nahverkehrsnetz. Die Verbindungen sind über eine Trufi-App gut einsichtig, die einem anzeigt, welche Nummern/ Buchstaben der Fahrzeuge man benutzen kann, um vom eigenen Standpunkt zum eingegebenen Ziel zu gelangen. Für eine Fahrt beliebiger Länge zahlt man pro Person seit 2025 25 Cent (davor 20 Cent, was die ärmere Bevölkerung wirklich belastet). Beim Umsteigen zahlt man erneut 25 Cent. Einen Fahrplan gibt es nicht. Man stellt sich also einfach an eine Straßenecke und wenn ein Fahrzeug mit der gewünschten Nummer/Buchstaben in Sicht kommt, winkt man mit der Hand und tritt auf die Straße. Ist in dem Gefährt noch Platz, hält es vor dem Wartenden, ansonsten fährt es weiter und man muss noch etwas warten. Das Aussteigen ist folgendermaßen geregelt: Kommt dein Aussteigeort in Sicht, verkündest du mit lauter Stimme entweder: „Voy a bajar (ich werde aussteigen)!“, worauf der Fahrer sofort am Straßenrand hält, oder „a la esquina“, dann stoppt das Fahrzeug an der nächsten Ecke. So kann man so ziemlich jedes Ziel in Cochabamba erreichen.

Micros nennt man mit Buchstaben gekennzeichnete Personenbusse, die oft rot-bunt lackiert sind, eine Schnauze haben und innen mit Postern tapeziert sind. In solchen Bussen bezahlt man bei Einsteigen, hat viel Platz und sie fahren sehr zuverlässig. Hier können Koffer, Säcke oder Tragtücher (Aguayas) problemlos mitgenommen werden. Manchmal steigen auch Straßenverkäufer in diese Busse, um Snack und Getränke anzubieten.

Trufis sind Kleintransporter, die 7-12 Personen fassen und diese bezahlt man am Ende der Fahrt. Durch ein Zahlenpappschild kann man erkennen, um welche Nummer es sich handelt. Man sitzt hier sehr familiär und wenn das Auto besetzt ist, kann man sich entweder noch auf ein provisorisches Bänkchen hinter dem Fahrersitz quetschen oder es fährt schon mal an Wartenden vorbei.

Die nächstkleinere Einheit sind dann Trufi-Taxis, normale Autos mit Nummern auf dem Dach, in das etwa 6 Personen passen. Auch hier zahlt man direkt mit Kleingeld bei dem Fahrer, der ein hölzernes Geldkästchen auf der Konsole angeschraubt hat.

Für individuelle Fahrten kann man ein Taxi auf der Straße nehmen oder, was sicherer ist, eines über die App InDrive anfordern. Vor der Fahrt gibt man den Zielort an und handelt einen Preis aus (z.B. 1 Euro). Dieser hängt von der Tageszeit und der Entfernung ab.

Dieses Nahverkehrssystem ist besonders für ältere Menschen sehr benutzerfreundlich, da man an fast jeder Straßenecke ein Gefährt besteigen kann. Allerdings ist das Ein- und Aussteigen oft etwas mühsam, hoch oder eng.

Faszinierend an dem Trufi-System ist, dass es durch Privatpersonen unterhalten wird: Eine Person kann sich ein Auto kaufen, eine Zulassung holen, eine Nummer auf das Dach schrauben und dann die vorgegebene Route fahren. Oder ein Autobesitzer stellt eine Person ein, die sein Trufi in den übrigen Stunden fährt und diese liefert die Einnahmen dann bei ihm ab. So kann jeder selber entscheiden, zu welchen Zeiten und wie oft er seine Strecke abfährt und dementsprechend verdient er viel oder wenig. Das System funktioniert überraschend gut: Oft kann man direkt in ein Trufi einsteigen. Ansonsten kommt im Durchschnitt nach 5- 10 Minuten das gewünschte Gefährt. 

Manche viel befahrene Linien fahren häufiger und an großen Straßen, wie der Avenida America, verkehren mehrere Linien parallel. Nur am Abend oder an den Wochenenden wählt man lieber Migros, weil diese anders organisiert sind und etwas zuverlässiger fahren.

Seit 2022 gibt es im Ballungsgebiet Cochabambas auch eine Stadtbahn, das erste Nahverkehrssystem auf Schienen in Bolivien. Allerdings fährt diese nicht durch unser Stadtviertel, weshalb ich darüber leider nichts berichten kann.

Von Pykant